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Eine Rundreise um den Gardasee

Für viele Deutsche ist der Gardasee schon so etwas, wie ein Stück Deutschland. Schließlich liegt der wunderschöne See nicht weit vom deutschsprachigen Südtirol im Norden Italiens und wird jedes Jahr von zahlreichen deutschen Touristen besucht. Egal ob Jung oder Alt – hier kommt jedermann auf seine Kosten. Zwischen steil aufragenden Bergen liegt der See im Norden eingezwängt, während er sich gen Süden immer mehr Platz verschafft und die Berge schließlich ganz in eine weite fruchtbare Po-Ebene übergehen. Kommen Sie mit auf eine Rundreise um den über 51 Kilometern langen und damit größten See Italiens.

Inmitten der imposanten Kulisse der bis über 2.000 m hohen Berge wird der Gardasee hauptsächlich vom Fluss Sarca bei Torbole gespeist. Torbole und Riva del Garda, die beide in der Provinz Trentino liegen, sind damit beliebte Urlaubsziele sowohl für erholungssuchende Senioren als auch für Extremsportler und Familien. In den Cafés mischen sich gut ausgerüstete Mountainbiker, Kletterer und Wanderer mit jungen Familien und Senioren, die einfach die herrliche Aussicht und das milde Klima genießen. Auch bei den Unterkünften findet man hier alles, was das Herz begehrt. Auf den schönen und gut ausgestatteten Campingplätzen direkt am See stehen große Wohnwagen neben umgebauten Bussen, Zelten und natürlich unzähligen Fahrrädern. Auch Windsurfer nutzen die gute Lage am See und lassen hier ihre Thermosanzüge trocknen. Neben den Zeltplätzen gibt es aber auch zahlreiche Hotels und Pensionen in allen Preisklassen. Und so ist das Publikum, welches sich an der herrlichen Uferpromenade trifft, bunt gemischt.

Von Torbole bis nach Riva del Garda kann man an einer wunderbar gestalteten, abwechslungsreichen und sehr gepflegten Promenade gemütlich mit dem Fahrrad fahren oder spazieren. Durch die grauen Kieselsteine des Ufers schlängelt sich ein breiter Weg und wird von zahlreichen schönen Grünflächen und schattigen Sitzgruppen begleitet. Hier kann man die vielen Segelboote und Windsurfer beobachten und seine nächste Tour in die Berge oder die hübschen umliegenden Ortschaften planen. Wer ausgiebige Wander- oder Mountainbike-Touren plant, sollte das milde Wetter von März bis Juni oder im Herbst nutzen. Im Juli und August kommen dagegen vor allem die Bade- und Wassersportfreunde auf ihre Kosten.

Gardasee

Gardasee ©iStockphoto/Peter Eckert

Nach einem letzten Bummel entlang der Uferpromenade von Torbole, an der auch das Haus steht, in dem bereits Goethe den wunderbaren Blick auf den Gardasee genossen hat, gönnen wir uns noch einen Abstecher zur herrlichen Altstadt von Riva del Garda und trinken einen Kaffee an dem hübschen Hafen mit den bunten Häusern. Schließlich machen wir uns auf durch die langen Tunnel des Westufers nach Limone sul Garda und überqueren dabei die Grenze zur Provinz Brescia in der Lombardei.

Dieses hübsche, ehemalige Fischerdorf liegt sanft eingebettet in eine Bucht und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Auch wenn der Name Limone sich wahrscheinlich nicht von den umliegenden Zitronenhainen ableitet, sondern von dem lateinischen Wort limes (Grenze), wird hier das „Zitronen-Image“ hochgehalten. So kann man vielerorts die großen Zitronen kaufen und das Limonaia „del Castèl“ – also das Zitronengewächshaus – besuchen. Dieser charakteristische Zitronengarten aus dem 17./18. Jahrhundert zeigt die Hartnäckigkeit der Bewohner, dem wenigen Boden etwas abzugewinnen. Inmitten der nach oben strebenden Pfeiler findet man über 70 Zitrusfrüchte. Neben den eigentlichen Zitronen auch die Zitronat-Zitrone, Bergamotte, Süß- und Bitterorangen, Pampelmusen, Kumquat u. a.

Interessant ist der Ort aber auch für weitere Museen wie das Fischermuseum, die Olivenöl-Ausstellung und das Museum über den Tourismus. Hier bekommt man einen schönen Einblick in die langen Traditionen des einstigen Fischerdorfs und kann mehr über das beliebte Urlaubsziel im Wandel der Zeit erfahren. Wanderfreunde kommen im Hinterland ebenfalls auf ihre Kosten und können schöne Aussichten auf den See und das gegenüberliegende Ufer genießen.

Nach dem Besuch im hübschen Limone geht es weiter durch die langen Tunnel und verschiedene Ortschaften bis hin nach Gargnano mit seinen herrschaftlichen Villen und dem malerischen Fischerhafen. Eingebettet in einen fantastischen Park findet man hier die Villa Feltrinelli, die 1892 bis 1899 erbaut wurde und 1943 bis 1945 Geschichte schrieb. In dieser Zeit diente die majestätische Villa Benito Mussolini als Wohnsitz, von dem aus er die faschistische Republik von Salò unter der militärischen Protektion des Deutschen Reichs führte. Heute ist die imposante Villa ein idealer Ort für elegante Feierlichkeiten direkt am Gardasee. Das heutige Grand Hotel a Villa Feltrinelli bietet aber auch viele exklusive Services, bei denen man sich entspannen und die wunderbare Atmosphäre genießen kann. Nicht weniger majestätisch liegt die Villa Bettoni aus dem beginnenden 18. Jahrhundert am Gardasee. Der herrliche italienische Garten ist heute durch die Durchgangsstraße von der Villa abgegrenzt, zählt aber dennoch zu einem der schönsten Beispiele italienischer Gartenkunst in Norditalien.
Bei einem Besuch in Gargnano sollte man auch einen Abstecher in die von Franz von Assisi 1289 hier errichtete Kirche und dem dazugehörigen Kloster machen. Besonders sehenswert ist dabei der Kreuzgang mit seinen vielfältig verzierten Säulen. Auch ein Bummel durch die Altstadt und am verträumten Hafen verspricht schöne Entdeckungen. Wer dagegen auf dem See sportlich aktiv werden will, sollte zum südlich gelegenen Ortsteil Bogliaco fahren. Anfang September steht der Ort ganz im Zeichen des Segelns, denn dann startet jedes Jahr aufs Neue die Centomiglia, eine Hundert-Meilen-Regatta mit Segelbooten über den gesamten Gardasee.

Von Gargnano geht es an der Riviera dei Limoni bis zum historischen Toscolano-Maderno, das schon im Mittelalter eine bedeutende Ortschaft war. Im 17. und 18. Jh. genossen die Herzöge von Mantua ihre Sommer im herrlichen Gonzaga Palast sowie in der Villa del Serraglio. Auch heute ist der Ort im Sommer eine beliebte Touristendestination und besonders in Maderno genießt man dank der herrlichen Landschaften entlang des Ufers eine der schönsten Aussichten auf den Gardasee. Toscolano ist aber auch für seine alte Papierproduktion bekannt. So wurden in der Schlucht des kleinen Flusses „Toscolano“ schon im 14. Jahrhundert Papier produziert und heute findet man hier einen hübschen Wanderweg durch das historische Papiermühlental.

Weiter im Süden bei Saló endet schließlich die Riviera dei Limoni. Hier kann man an der langen Uferpromenade entlang spazieren und zahlreiche schöne Paläste und Arkaden bewundern. Sehr sehenswert ist auch der große, spätgotische Dom mit seinen dreidimensional wirkenden Mosaikfußboden. Naturfreunde können von hier aus auch in den Regionalpark „Alto Garda Bresciano“ starten und eine schöne Sicht auf den See genießen. Südlich von Saló beginnt dagegen die Weinregion „Valtènesi-Garda Classico“ mit der seltenen roten Rebsorte „Groppello“. In den schönen Hügeln der Gegend gereift, ergibt diese Traube einen eleganten, samtig würzigen Rot- oder Roséwein mit einer fruchtigen Waldbeernote. Genießen sollte man die große Auswahl an Weinen am besten zu einem der lokalen Gerichte in einer hübschen Trattoria.

Inmitten der toskanisch anmutenden Hügeln mit ihren Weinbergen, Zypressen und Olivenhainen liegt auch der weitläufige Ort San Felice del Benaco. Der Ortskern selbst liegt etwa 2 Kilometer vom Ufer entfernt und bietet einige hübsche Kirchen sowie die Reste einer Burg. Bedeutender ist dagegen die nur wenige Hundert Meter vor dem Cap San Fermo liegende Insel Isola del Garda. Die größte Insel im Gardasee wurde schon von den Römer als „Ort der Vergnügungen“ genutzt. Im Mittelalter wurde sie dagegen zur „Insel der Mönche“. 1221 erwarb Franz von Assisi einen Teil der Insel und gründete hier eine Einsiedelei, die später zu einem Kloster ausgebaut wurde. Im 19. Jh. diente der Ort aber wieder weltlichen Zwecken und das Kloster wurde in eine Villa umgebaut. Die prachtvolle Villa im venezianischen Stil, die man noch heute bewundern kann, wurde um 1894–1901 gebaut und dient als Wohnsitz der Familie der Grafen Cavazza.

Auch etwas südlich von hier findet man eine kleine Insel. Von der Landzunge „Belvedere“ bei Manerba del Garda kann man durch das flache Wasser zur „Isola San Biagio“ waten. Manerba del Garda ist aber auch für die Reste seiner Burg bekannt. Sie gehören zu einem archäologischen Naturpark von 9 Hektar, durch den man interessante Spaziergänge machen kann.
Mit dem Boot lohnt sich von hier aus ein Abstecher nach Sirmione, der mit dem Auto mehr als doppelt so lang wäre. Schließlich liegt die malerische Altstadt von Sirmione auf einer langen, schmalen Landzunge, die weit in den See hineinragt. Pittoresk liegt hier das große zinnenumkrönte Wasserschloss am Eingang zur Altstadt und erzählt von der langen Geschichte des Ortes. Die natürliche Schönheit des Ortes wussten schon die Römer zu schätzen und nutzen ihn daher als Ferienort. Von den in dieser Zeit entstandenen Villen sind heute aber nur noch die „Grotten des Catull“ erhalten. Die große Skaligerburg mit ihrem großen Hafenbecken und der Ringmauer wurde im 13. Jahrhundert errichtet und bietet bei einem Rundgang über die Wehrgänge einen interessanten Einblick in das ausgeklügelte Verteidigungssystem aus dicken Mauern, Treppen und Zugbrücken. Hochmodern und gleichzeitig sehr entspannend geht es in den Thermalbädern des Catull zu. Dieses größte private Thermalzentrum von Italien wird zur Therapie von bestimmten Formen der Schwerhörigkeit sowie von Hautkrankheiten, Rheumatismus und der Erkrankungen der Atemwege genutzt. Äußerst wohltuend sind aber auch die lokalen kulinarischen Genüsse. Daher genießen wir noch schnell ein Glas gekühlten Lugana-Weißwein, die lokale Variante des Trebbianers, bevor wir mit dem Boot, dem Fahrrad oder dem Auto weiter westwärts fahren und dabei wieder einmal eine Grenze überqueren.

Hier erreichen wir den südlichsten Punkt des Gardasees und die schöne Ortschaft Peschiera del Garda in der Region Venetiens. Mitten in der Stadt führt dort der Mincio das Wasser des Gardasees ab und fliest nur 75 km weiter südlich in den Po. Auch die Altstadt von Peschiera del Garda wird von einer imposanten Festungsanlage vom Festland getrennt. In der Altstadt kann man einen vom Tourismus noch recht wenig beeinflussten Ort entdecken und am Hafen spazieren. Am Montag lohnt sich ein Ausflug hierher besonders, denn dann ist Markttag und von zahlreichen Händlern kann man lokale Produkte kaufen. Ein Abstecher von hier in das nur etwa 23 Kilometer entfernte Verona – der Stadt von Romeo und Julia – ist übrigens auch zu empfehlen.

Wir machen uns aber jetzt wieder nordwärts und fahren entlang des Gardasees bis nach Lazise, dessen Geschichte bis ins 16. bis 13. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht. Zahlreiche Fundorte belegen diese ereignisreiche Zeit. Aber auch später erlebte der Ort eine wechselvolle Geschichte und war Schauplatz einiger Schlachten. Die Stadt wurde daher ein echtes Bollwerk, von dem man noch heute die Skaligerburg aus dem 9. Jahrhundert besichtigen kann. Sie gilt als die besterhaltenste in der Region und befindet sich heute im Park der Villa Bernini. Bei einem Bummel durch die autofreie Altstadt kann man zudem noch zahlreiche Bauten aus dem 14. Jahrhundert und drei große Stadttore entdecken. Der malerische Hafen wird von hübschen Bogengängen und gemütlichen Cafés gesäumt. Von der wirtschaftlichen Bedeutsamkeit des Ortes zeugt noch heute die Veroneser Zollstelle aus dem 14. Jahrhundert, während der 5.000 m² große Thermalsee im Park der Villa dei Cedri von den Thermalquellen aus der Tiefe profitiert. Das Thermalbad de Colà ist für seine gesundheitsfördernde Wirkung berühmt, kann aber auch einfach zur Erholung genossen werden.

Nach dem entspannenden Bad im warmen Wasser fahren wir wieder Richtung Norden nach Bardolino. Dieser hübsche Ort ist wie das gleichnamige, umliegende Weinbaugebiet ein beliebtes Reiseziel. Neben dem roten Bardolino und dem Roséwein „Chiaretto“ sollte man hier aber auch das köstliche Olivenöl, das an der Riviera degli Olivi produziert wird, probieren. Mehr über dessen Entstehung kann man im Ölmuseum erfahren.
Die schöne Uferpromenade reicht von hier bis ins nördlich gelegene Garda, das mit seiner wechselvollen Geschichte lockt. Die hier gelegene Landzunge Punta San Vigilio war für den Philosophen Agostino di Brenzone der „schönste Ort der Welt“. Heute ist der Strandbesuch hier allerdings kostenpflichtig. Die kleine Altstadt von Garda hat einen unverwechselbaren Charakter und lockt zu einem Bummel. Am kleinen Hafen kann man zudem den „Palazzo dei Capitani“ aus venezianischer Zeit bewundern.

Nördlich von Garda fahren wir schließlich nach Torri del Bénaco, indem es ebenfalls eine imposante Skaligerburg aus dem Jahr 1383 gibt. Heute findet man in der Burg eine Art Heimatkundemuseum mit Exponaten zum Olivenanbau der Gegend und zur Fischereigeschichte. Auch ein Zitronengewächshaus – das einzige auf der Ostseite des Gardasees – ist hier angeschlossen. In der kleinen Barockkirche „Santi Pietro e Paolo“ kann man dagegen eine wertvolle Orgel bewundern.

In Torri del Bénaco endet das Weinbaugebiet Bardolino. Die Hänge des lang gestreckten Monte Baldo sind dagegen mit Olivenhainen bewachsen und geben der Ostküste daher den Namen Riviera degli Olivi. Wer den Gipfel des Monte Baldo besteigen will, kann von Malcesine die schönen Wanderwege nutzen. Bedeutend leichter ist der Aufstieg allerdings mit der Seilbahn. In 1760 Meter Höhe findet man hier die Ortschaft Tratto Spino und eine fantastische Aussicht. Wunderschön ist aber auch Malcesine selbst. Nicht umsonst hat es sich den Beinamen „Perle des Gardasees“ verdient. Die hiesige Skaligerburg liegt weithin sichtbar auf einem Felsvorsprung und faszinierte schon Goethe. Bei einem Bummel durch die engen Gassen der Altstadt von Malcesine verabschieden wir uns schließlich von dem traumhaften Landstrich und genießen noch einen letzten Blick auf den Gardasee, bevor es wieder vorbei an Torbole in Richtung Heimat geht.

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