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Sizilien – eine Rundreise

Der Ätna, dieser gewaltige, aktive Berg mit der hellen Kuppe und seinen fruchtbaren Hängen, soll in der griechischen Mythologie Wohnsitz der Zyklopen gewesen sein, die Hephaistos, dem Gott des Feuers hier bei seinen Schmiedearbeiten zur Hand gingen und Zeus soll hier den Typhon, einen unangenehmen Halbgott, entsorgt haben. Heute kann man den Ätna mit der Eisenbahn umrunden, es gibt Skipisten, eine Seilbahn und wundervolle Serpentinenstrecken hinauf, deren Verläufe sich allerdings aufgrund der Aktivitäten des Vulkans vergleichsweise oft ändern – und niemals bis ganz an die Spitze führen. Am Ätna werden spektakuläre Trekkingtouren angeboten, an verlassenen Siedlungen vorbei, von denen einige auch nachts durchgeführt werden.

Am Fuße des Ätna findet sich einer der schönsten Plätze Europas. Die Gole dell’Alcantara sind tiefe, schmale Schluchten, die der gleichnamige Fluss in die Lava gespült hat. Als Haupttourismusziel Siziliens wird dieser Ort von vielen Tagestouristen aufgesucht, unruhigen, gehetzen Gesellen, denen man aus dem Weg gehen kann, in dem man vor ihnen oder nach ihnen zu den Gole dell’Alcantara fährt. Sehr empfehlenswert: das Grün, das Wasser, der Kies wird ist dann mindestens dreimal so schön.

Ganz in der Nähe liegt Taormina, ein Städtchen, das über Jahrhunderte urlaubende Berühmtheiten angezogen hat. Goethe erzählt in Italienische Reise von diesem Ort, später kamen europäische Herrscher, weitere weltberühmte Dichter, die einen milden Winter suchten und im 20. Jahrhundert von Filmstars Hollywoods abgelöst wurden. Taormina hat gleich mehrere römische Theater, Paläste, Reste der Stadtbefestigung und ist rundum erholsam.

Besinnlicher ist Tindari in der Provinz Messina mit seinen Ausgrabungsstätten, der Lagune, dem Naturschutzgebiet, der Wallfahrtskirche und seiner berühmten schwarzen Madonna. Gar nicht weit entfernt führen 150 km Wanderwege durch den Parco delle Madinie. Vom Meer bis ins Landesinnere geht es bis auf fast 2.000 Meter Höhe, es gibt verwunschen Orte, eine gute touristische Infrastruktur und – wie eigentlich überall in Sizilien – vorzügliche Speisen.

Sizilien

Sizilien ©iStockphoto/Derek Warr

Geschäftiger geht es wieder in Cefalù zu, einer Stadt, die unterhalb von Klippen liegend ins Meer zu fließen scheint. Eindrucksvoll ist der mächtige Dom, der Fischerhafen, der Blick von den Bergen auf diese viele Jahrhunderte alte Siedlung. Etwas größer und bekannter ist Monreale, dort stammt der Kathedralenbau aus ähnlicher Zeit, ist aber noch eindeutiger eine Mixtur verschiedenster auf der Insel siedelnder Kulturen. Romanisch + arabisch + byzantinisch = sizilianisch.

Genau das gilt auch für Palermo. Hier weiß der Besucher nicht, ob er nur verzückt sein soll oder entsetzt. Palermo könnte mit Sicherheit eine der schönsten Städte der Erde sein, es scheint nur der politische Wille nicht zu bestehen, die unglaubliche Ansammlung architektonischer Schätze zu pflegen. Palermo ist eine Entdeckung voller Kirchen, Plätze, Paläste, Museen, Märkten, Leben und Theater, ein Ort, an dem man am besten gleich ein halbes Jahr verbringt – oder für immer bleibt.

Eine archäologische Sensation ist auch Segesta, wo die Elymer, quasi Ureinwohner der Insel, eines ihrer Zentren hatten und unter anderem ein griechischer Tempel steht, der deswegen so schön ist, weil er sich einfach in die Landschaft schmiegt. Das griechische Theater des Ortes wird inzwischen wieder für Aufführungen genutzt. Das älteste Naturreservat ist das wunderschöne Riserva naturale orientata dello Zingaro mit seinen Grotten, der mediterranen Pflanzen- und Tierwelt, das eine unbedingte Empfehlung für Naturliebhaber ist.

Ebenfalls in der Provinz Trapani liegt die Stadt Erice auf einer Bergkuppe 850 Meter über dem Meer – dafür mit einzigartiger Aussicht. Der Siedlungsraum ist ungefähr so alt wie die Zivilisation, die Innenstadt selbst ist unglaublich eng und verwinkelt bebaut, die gesamte Stadt ist ein Kunstwerk, Sinnbild menschlichen Lebenswillens – ein einziges Kulturzeugnis. In derselben Region liegt Selinunt, eine griechische Ausgrabungsstädte mit Tempeln und Wohnbereich, die inzwischen zu großen Teilen freigelegt ist und ein Pflichttermin für alle Archäologiefreunde unter den Sizilienbesuchern darstellt.

Das gilt erst recht für Agrigent mit seinen gewaltigen Archäologischen Stätten, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Ein weiteres Weltkulturerbe ist die Villa Romana del Casale, die weiter im Inselinneren liegt, ein beeindruckendes Beispiel für römisches Luxusverständnis. Der Gebäudekomplex erstreckt sich auf 1,5 Hektar, 3.500 qm sind mit Mosaiken bedeckt.

Ebenfalls den Status eines Weltkulturerbes nimmt Val di Noto ein, eine Ansammlung von Städten im Südosten Siziliens, Catania gehört dazu, die im Spätbarock zeitgleich zerstört und wieder aufgebaut wurden und somit ein Ensemble diese Epoche bilden. Es bleibt Syrakus, ein mächtiges Zentrum der griechischen Antike, das sich vor weit mehr als 2.000 Jahren berühmte Kriege mit Athen geliefert hat und zu dieser Zeit eine Millionenstadt gewesen sein muss. Heute hat Syrakus etwas mehr als 120.000 Bürger. Wer Sizilien beherrschen wollte, musste in den vergangenen Jahrtausenden Syrakus bezwingen und entsprechend der wechselvollen Geschichte dieser Stadt ist sie voller Geheimnisse und Entdeckungsmöglichkeiten.

Sizilien ist keine Insel, die man einfach mal so besucht. Sie will entdeckt, erforscht werden und erobert seine Besucher schon beim ersten Mal.

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